Spannungsfeld

Ich fühle mich manchmal in einem Spannungsfeld, zwischen dem Wissen einen göttlichen (oder auch unsterblichen) Anteil zu haben und der Bewältigung meines ganz profanen Alltags. Wie soll das zusammen gehen, die Betreuung der Kinder sicherzustellen, im Job zu funktionieren und ein geistiges, energetisches Wesen zu sein?

Dann erinnere ich mich, dass es kein Widerspruch sein muss. Ich kann beides integrieren, beide Aspekte haben ihre Daseinsberechtigung und sind nur Seiten der selben Medaille, nämlich unseres Daseins. Verbunden sind beide Teile über meine Einstellung und meine Werte. Sobald ich mir diese Wahrheit bewusst mache, verschwindet die Spannung und ich fühle mich wieder frei. 

Der kleine Kolibri sein

Wenn ich denke, das hat doch alles keinen Sinn, alleine in einer scheinbar aussichtslosen Situation, als Don Quichotte gegen Windmühlen kämpfen, dann rufe ich mir die Geschichte des kleinen Kolibris in den Sinn. Die Geschichte ist ein altes Indianer Märchen, z.B. erzählt von Pierre Rabhi aus „L’Humanité face à son devenir“.

« Eines Tages gab es einen großen Waldbrand. Fassungslos und entsetzt, sahen alle Tiere die Katastrophe, unfähig etwas dagegen zu unternehmen. Nur der kleine Kolibri schwirrte herum, holte ein paar Tropfen Wasser mit seinem Schnabel um damit das Feuer zu löschen.

Nach einer Weile sagte das Gürteltier, irritiert von diesen rührenden Versuchen: „Kolibri! Bist du verrückt? Glaubst Du tatsächlich, dass Du gegen dieses Feuer mit ein paar Tropfen Wasser ankämpfen kannst?“ „Ich weiß“, antwortete der Kolibri, „aber ich versuche es dennoch und leiste so meinen Beitrag.“ »

Der Kolibri wartet nicht darauf, das andere Tiere etwas unternehmen, er zeigt Initiative. Er diskutiert nicht mit anderen wer mehr oder wer weniger unternimmt, er nimmt die Aufgabe an und leistet seinen Beitrag. Er lässt sich auch nicht entmutigen.

Ich will mich daran erinnern, dass auch der kleinste Beitrag Wirkung zeigen kann und nur weil andere nichts unternehmen, ich das nicht als Ausrede nutzen möchte.

Ich kann der Funken sein, der das Feuer überspringen lässt, ich kann der Wassertropfen sein, der das Fass zum überlaufen lässt und ich kann das Zwinkern sein, das zwei Menschen sich verlieben lässt.

Im Hier und Jetzt

Ich bin überzeugt, dass das „Jetzt“ die einzige Zeit ist in der wir leben. Ich glaube auch, dass viel Leiden daher rührt, dass wir in Gedanken in der Zukunft oder in der Vergangenheit verweilen. Allerdings frage ich mich auch, wie kann ich nur im „Hier und Jetzt“ sein und trotzdem meinen Alltag bewältigen. Ich habe die Notwendigkeit ihn zu planen und denke auch, dass es wichtig ist aus der Vergangenheit zu lernen. Wie soll das also gehen?

Ich denke, dass wir alle drei Zeiten brauchen:

  • Die Vergangenheit, aus der wir lernen und verstehen.
  • Die Gegenwart, in der wir sind.
  • Die Zukunft, auf die wir uns vorbereiten.

 

Aber der Bezug für die Zeiten muss immer die Gegenwart sein. Solange ich mir bewusst bin, dass nur das „Jetzt“ real ist, ist alles gut. Ich sollte Gedankenketten, die die verschiedenen Optionen der Zukunft aneinanderreihen und daraus Gefühle und sogar Handlungen entstehen lassen (siehe Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, „Die Geschichte mit dem Hammer“) vermeiden. Genauso sollten Überlegungen, nach dem Motte, „was wäre wenn das oder jenes gewesen wäre“, vermeiden. Alles in der Zukunft ist nur eine Option, eine Möglichkeit und nicht sicher und die Vergangenheit ist vorüber, beide Zeiten stehen aber in Bezug zur Gegenwart. So kann der Umgang mit den Zeiten erfolgen, ohne das „Jetzt“ zu verlassen.

Eckhart Tolle unterscheidet zwischen der „Uhr-Zeit“ die für die praktischen Aspekte des Lebens notwendig ist und die „psychologische Zeit“, die aus Identifikation mit der Vergangenheit und ununterbrochener zwanghafter Projektion in die Zukunft besteht.

Überfluss-Mentalität 

In unserer Gesellschaft überwiegt immer mehr das Gefühl des Neids und der Missgunst. Mein Gefühl ist, dass es sich um ein strukturelles Phänomen handelt. Es existieren viele Bereiche in denen aussortiert wird und Konkurrenz gefördert wird. Schon in früher Kindheit und als Jugendliche wachsen Menschen so auf. Durch diese Strukturen wird sichergestellt, dass die Menschen immer versuchen mehr zu sein oder mehr zu haben als andere. Das empfinde ich als falsche Entwicklung, weil so die Solidarität in der Gesellschaft immer mehr abnimmt. 

Also versuche ich, wenn ich merke,  dass ich auf jemanden neidisch bin, mich für sein Glück zu freuen. Dabei hilft mir das Wissen, dass genug für alle da ist. Denn ich lebe mit einer Überfluss-Mentalität. Eine Mangel-Mentalität schafft ein Klima von Angst und Misstrauen. Eine Überfluss Mentalität schafft ein Klima von Vertauen und Solidarität. 

Wichtig: Überfluss bedeutet aber nicht, dass man mit Ressourcen verschwenderisch umgehen kann, es geht nicht um Gedankenlosigkeit und Verschwendung.

Was wir sehen ist nicht was wir sehen, sondern was wir sind

Dieses Zitat des portugiesischen Schriftstellers Fernando Pessoa drückt für mich aus, wie wir Menschen wahrnehmen, wie wir die Welt um uns herum sehen. 

Das was wir wahrnehmen ist kein passives Abbild dessen was da draußen in der Welt ist, sondern es ist eine aktive Selektionsleistung. Nicht nur auf der Wahrnehmungsebene, wir versehen die Wahrnehmung auch noch mit Sinn, indem wir Kausalität konstruieren.
Es handelt sich dabei also um ein aktives Zusammenbasteln von Realität. Wo immer wir etwas wahrnehmen lassen wir etwas weg, wir bringen etwas in den Vordergrund und nehmen den Hintergrund nicht wichtig. Jeder macht das nach seinen eigenen Werten und Bewertungen. Es geht um die Fokussierung der Aufmerksamkeit nach unseren Erfahrungen, Erwartungen und Prägungen. Wir müssen also unsere eigenen Wahrnehmungen hinterfragen und bewusst beobachten.

„In dir ist die ganze Welt und sonst gibt es keine.“ (Zen)

Lebensskript und Prägung

Alle Menschen werden von inneren Lebensskripten und Prägungen aus ihrer Kindheit in ihrem Leben beeinflusst oder sogar gesteuert. Das ist von der modernen Psychologie bestätigt. 

Leider sind sich die Menschen dieser Tatsache in der Regel nicht bewusst und beschäftigen sich damit nicht. Schade, denn darin liegt viel Potenzial für eine bessere Welt. 

Ganz da sein 

Meditation kann helfen ganz mit sich und der Umgebung verbunden zu sein. Verbunden sein heißt mit allen Sinnen da zu sein. Sie sind geschärft und ganz bei der jetzigen Situation. Damit schafft man Verständnis für sich, die anderen und die Dinge um einen herum. Sinne sind Fühlen, Hören, Sehen, Riechen und Schmecken, aber es gehört auch die Wahrnehmung des Jetzt über die Intuition dazu. Damit wird alles plötzlich klar, so, als ob man eine Brille aufsetzt und nichts mehr verschwommen ist. 

In der Meditation übt man und im Alltag wird das Gelernte umgesetzt. 

Vertrauen 

Ich möchte darauf vertrauen, dass es so wie es ist, so ist wie es sein soll. Und es soll so sein, weil ich so die Erfahrungen machen kann, die ich für mein Wachstum und für meine Entwicklung benötige. Ich selbst bestimme damit das Tempo und die Richtung. Häufig geschieht das unbewusst, aber mit Achtsamkeit habe ich die Möglichkeit Bewusstheit dafür zu entwickeln. So kann ich dann auch Vertrauen in das Leben und seine Facetten haben. 

Gedanken

Aufgrund meiner Meditationspraxis, wird mir immer mehr bewusst, wie sehr Gedanken in meinem Geist herumschwirren und mich beschäftigt halten. Diese Gedanken scheinen sich immer wieder selbstständig zu machen, können dann bei Bewusstwerdung aber wieder eingefangen werden und dann bin ich offen für die Nächsten.