Gedanken

Aufgrund meiner Meditationspraxis, wird mir immer mehr bewusst, wie sehr Gedanken in meinem Geist herumschwirren und mich beschäftigt halten. Diese Gedanken scheinen sich immer wieder selbstständig zu machen, können dann bei Bewusstwerdung aber wieder eingefangen werden und dann bin ich offen für die Nächsten.

Zeit 

Zeit ist etwas wertvolles für mich und vermutlich auch für die meisten Menschen. Jede Sekunde ist einmalig und wenn sie vergangen ist, ist sie auch unwiederbringlich vergangen. Außerdem weiß ich nicht, wieviel Zeit mir noch bleibt, es kann jeden Moment soweit sein und ich verabschiede mich aus diesem Leben. 

Ich denke diese zwei Faktoren sind dafür verantwortlich, dass ich das Gefühl habe, jede Sekunde auch nützlich und sinnvoll zu gestalten. Ich möchte aber nicht vergessen, dass Zeit für das Beobachten meiner Wahrnehmungen und Gefühle nützlich und sinnvoll sind. Ich möchte mir also auch Zeit für mich nehmen und mich nicht nur auf aktives Handeln fokussieren. 

Umfriedung 

Ich kam heute mit dem Begriff „Umfriedung“ in Kontakt. Ich empfinde das als ein wunderbaren Begriff für Grenze, im Sinne von Grenzen setzen. Innerhalb meiner Umfriedung bin ich verantwortlich für die Gedanken und Gefühle. Nur die Personen und Situationen haben Zugang, die ich zulasse. Aber der Frieden innerhalb meiner Grenzen bleibt meine Verantwortung. 

Gibt es irgendwo ein Ich?

Meditation und Analyse ermöglichen uns, zwischen der Person, die ein Gefühl empfindet, und dem Gefühl selbst zu unterscheiden. (Dalai Lama)

Die Praxis der Meditation kann zu einer existentiellen Erfahrung führen, nämlich der Erfahrung einer inneren tiefen Freiheit. Möglich wird dies, wenn es uns gelingt unsere Gefühle mit Distanz wahrzunehmen. Allerdings nehmen sie uns im Alltag vollkommen in Anspruch, sie sind uns selbst nicht bewusst, so wie dem Fisch das Wasser nicht bewusst ist. Daher handeln wir in der Regel anhand der in unserem Hirn abgespeicherten Reaktionsmuster. Das ist zwar ganz praktisch im alltäglichen Leben, führt aber dazu, dass wir dann glauben keine Wahl mehr zu haben. Wir agieren dann nur noch im Autopilot Modus. Die Freiheit der Entscheidung kehrt erst wieder, wenn wir achtsam sind und uns dieser Vorgänge bewusst werden. Gefühlen sind aber eng in unserem inneren System verankert, sie sind besonders stark. Daher fällt die Unterscheidung von der Person und dem Gefühl selbst, noch schwerer als beispielsweise bei den Gedanken, sie sind einfach schneller. Umso wichtiger ist es, die Fähigkeit mittels der Meditation zu entwickeln, Gefühle und Emotionen mit Abstand wahrnehmen zu lernen.

 

Scharfes Schwert des Mitgefühls

Im Mitgefühl gibt es ein klares Ja, aber auch ein ebenso klares Nein, das vom selben Mut des Herzens getragen wird. Nein zu Missbrauch, Rassismus und Gewalt – auf individueller ebenso wie auf globaler Ebene. Doch dieses Nein kommt nicht aus dem Gefühl des Hasses, sondern aus einer unerschütterlichen Fürsorge heraus. Buddhisten nennen dies das „scharfe Schwert des Mitgefühls“.

aus „Das weise Herz“ von Jack Kornfield 2008 bei Arkana

Leid ist keine Strafe für eine Sünde

Hiob ist die Hauptfigur des gleichnamigen Buches im jüdischen Tanach bzw. im christlichen Alten Testament. Das Buch beschreibt die Lebensgeschichte und das Gottesverhältnis dieses frommen Mannes aus dem Land Uz. Von diesem Namen und seiner biblischen Geschichte sind die sprichwörtlichen Hiobsnachrichten oder Hiobsbotschaften abgeleitet.

Hiob ist seiner Meinung nach, ohne Schuld von Gott bestraft worden, ihm wurde aller Besitz genommen, seine Kinder sterben und er selbst erkrankt an einem bösartigen Geschwür. Seine Freunde bestehen darauf, dass er sich etwas zu Schulden kommen habe lassen, sonst würde er nicht so bestraft werden, ganz nach dem Motto; dem Gerechten geht es gut, dem Gottlosen schlecht. Demzufolge muss Hiobs Leiden durch seine Schuld verursacht sein. Hiob klagt über sein eigenes Leiden, beteuert aber, es nicht verdient zu haben und fordert schließlich Gott selbst heraus. Gott antwortet ihm und betont seine Macht und die Herrlichkeit seiner eigenen Schöpfungswerke. Gott stellt aber nicht Hiobs Unschuld in Frage, gibt also Hiobs Freunden nicht Recht, sondern er stellt die unbegreifliche Größe seines göttlichen Handelns dar. Da Hiob die ganze Zeit über seine gottesfürchtige Einstellung behält, belohnt ihn am Ende Gott, indem er ihm zweimal so viel gibt, wie ihm vorher genommen wurde.

Ich vermute, dass es mehrere Weisheiten gibt, die hier in der Geschichte „versteckt“ sind. Für mich steht aber im Vordergrund, dass Leid keine Strafe für eine Sünde sein muss. Der Umkehrschluss „Wer leidet, muss eine Schuld auf sich geladen haben“ ist also nicht zulässig. Leid ist vielmehr eine Herausforderung des Lebens, an der wir die Möglichkeit zu Wachstum haben, wenn wir das Leid als ein Geschenk annehmen. Der entscheidende Schlüssel zum Glück ist das anzunehmen, was man im Augenblick ist und hat, ohne Selbstvorwürfe oder Vorwürfe gegenüber anderen. Man sollte die unbegreifliche Größe des Daseins akzeptieren und am Ende wird man mit Glück und Wachstum belohnt.