Leid ist keine Strafe für eine Sünde

Hiob ist die Hauptfigur des gleichnamigen Buches im jüdischen Tanach bzw. im christlichen Alten Testament. Das Buch beschreibt die Lebensgeschichte und das Gottesverhältnis dieses frommen Mannes aus dem Land Uz. Von diesem Namen und seiner biblischen Geschichte sind die sprichwörtlichen Hiobsnachrichten oder Hiobsbotschaften abgeleitet.

Hiob ist seiner Meinung nach, ohne Schuld von Gott bestraft worden, ihm wurde aller Besitz genommen, seine Kinder sterben und er selbst erkrankt an einem bösartigen Geschwür. Seine Freunde bestehen darauf, dass er sich etwas zu Schulden kommen habe lassen, sonst würde er nicht so bestraft werden, ganz nach dem Motto; dem Gerechten geht es gut, dem Gottlosen schlecht. Demzufolge muss Hiobs Leiden durch seine Schuld verursacht sein. Hiob klagt über sein eigenes Leiden, beteuert aber, es nicht verdient zu haben und fordert schließlich Gott selbst heraus. Gott antwortet ihm und betont seine Macht und die Herrlichkeit seiner eigenen Schöpfungswerke. Gott stellt aber nicht Hiobs Unschuld in Frage, gibt also Hiobs Freunden nicht Recht, sondern er stellt die unbegreifliche Größe seines göttlichen Handelns dar. Da Hiob die ganze Zeit über seine gottesfürchtige Einstellung behält, belohnt ihn am Ende Gott, indem er ihm zweimal so viel gibt, wie ihm vorher genommen wurde.

Ich vermute, dass es mehrere Weisheiten gibt, die hier in der Geschichte „versteckt“ sind. Für mich steht aber im Vordergrund, dass Leid keine Strafe für eine Sünde sein muss. Der Umkehrschluss „Wer leidet, muss eine Schuld auf sich geladen haben“ ist also nicht zulässig. Leid ist vielmehr eine Herausforderung des Lebens, an der wir die Möglichkeit zu Wachstum haben, wenn wir das Leid als ein Geschenk annehmen. Der entscheidende Schlüssel zum Glück ist das anzunehmen, was man im Augenblick ist und hat, ohne Selbstvorwürfe oder Vorwürfe gegenüber anderen. Man sollte die unbegreifliche Größe des Daseins akzeptieren und am Ende wird man mit Glück und Wachstum belohnt.

2 Gedanken zu „Leid ist keine Strafe für eine Sünde

    • Ich denke die „Belohnung“ ist das Wachstum, unsere Weiterentwicklung. Diese Belohnung entwickelt sich im gleichen Maß, wie wir bereit sind Leid ohne Bewertung anzunehmen. Sie erfolgt also im Moment bewertungsfreien Annahme des Leidens.

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