Geh nicht nach außen, kehre in dich selbst zurück, im inneren Menschen wohnt die Wahrheit.
Augustinus
Geh nicht nach außen, kehre in dich selbst zurück, im inneren Menschen wohnt die Wahrheit.
Augustinus
Wahre Liebe hängt nicht von besonderen Umständen ab und erwartet keine Gegenleistung.
(Dalai Lama)
Hiob ist die Hauptfigur des gleichnamigen Buches im jüdischen Tanach bzw. im christlichen Alten Testament. Das Buch beschreibt die Lebensgeschichte und das Gottesverhältnis dieses frommen Mannes aus dem Land Uz. Von diesem Namen und seiner biblischen Geschichte sind die sprichwörtlichen Hiobsnachrichten oder Hiobsbotschaften abgeleitet.
Hiob ist seiner Meinung nach, ohne Schuld von Gott bestraft worden, ihm wurde aller Besitz genommen, seine Kinder sterben und er selbst erkrankt an einem bösartigen Geschwür. Seine Freunde bestehen darauf, dass er sich etwas zu Schulden kommen habe lassen, sonst würde er nicht so bestraft werden, ganz nach dem Motto; dem Gerechten geht es gut, dem Gottlosen schlecht. Demzufolge muss Hiobs Leiden durch seine Schuld verursacht sein. Hiob klagt über sein eigenes Leiden, beteuert aber, es nicht verdient zu haben und fordert schließlich Gott selbst heraus. Gott antwortet ihm und betont seine Macht und die Herrlichkeit seiner eigenen Schöpfungswerke. Gott stellt aber nicht Hiobs Unschuld in Frage, gibt also Hiobs Freunden nicht Recht, sondern er stellt die unbegreifliche Größe seines göttlichen Handelns dar. Da Hiob die ganze Zeit über seine gottesfürchtige Einstellung behält, belohnt ihn am Ende Gott, indem er ihm zweimal so viel gibt, wie ihm vorher genommen wurde.
Ich vermute, dass es mehrere Weisheiten gibt, die hier in der Geschichte „versteckt“ sind. Für mich steht aber im Vordergrund, dass Leid keine Strafe für eine Sünde sein muss. Der Umkehrschluss „Wer leidet, muss eine Schuld auf sich geladen haben“ ist also nicht zulässig. Leid ist vielmehr eine Herausforderung des Lebens, an der wir die Möglichkeit zu Wachstum haben, wenn wir das Leid als ein Geschenk annehmen. Der entscheidende Schlüssel zum Glück ist das anzunehmen, was man im Augenblick ist und hat, ohne Selbstvorwürfe oder Vorwürfe gegenüber anderen. Man sollte die unbegreifliche Größe des Daseins akzeptieren und am Ende wird man mit Glück und Wachstum belohnt.
Der Dalai Lama betont immer wieder, wie wichtig es ist, den Geist zu schulen, um Leid besser ertragen zu lernen und so dauerhaftes Glück zu erlangen.
Diese Aussage beinhaltet für mich zwei wichtige Aspekte,
1) den Geist für schlechte Zeiten zu schulen und
2) dauerhaftes Glück anzustreben.
Ich habe gerade eine abklingende Erkältung. Die Erkältung kam mit verstopften und gereizten Atemwegen und Nebenhöhlen, starken Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und vieles mehr. Hier von Leiden zu sprechen ist im Angesicht des Leides in der Welt sicher nicht angemessen, es hat mir aber in meiner Situation einen winzigen Eindruck davon gegeben. Ich hatte nun den Eindruck, dass mir meine tägliche Meditationspraxis geholfen hat die Erkältung besser zu ertragen, während der Erkältung ist mir die Praxis aber schwer, teilweise unmöglich, gefallen. Hier habe ich also noch Möglichkeit meinen Geist weiter zu schulen. Die Situation hat mir also gezeigt, wie hilfreich „den Geist zu schulen“ ist, um das Leiden besser zu ertragen und darauf vorbereitet zu sein. Ganz im Sinne von Victor Frankl, dem Begründer der Logotherapie:
„Das Leiden, die Not gehört zum Leben dazu, wie das Schicksal und der Tod. Sie alle lassen sich vom Leben nicht abtrennen, ohne dessen Sinn nachgerade zu zerstören. Not und Tod, das Schicksal und das Leiden vom Leben abzulösen, hieße dem Leben die Gestalt, die Form nehmen. Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt.“ – Ärztliche Seelsorge, S. 118
Der zweite Aspekt ist der Aspekt der zeitlichen Dimension des Glückes. Es geht im Leben nicht darum kurzfristiges Glück zu erlangen, also die Fokussierung auf die Glücksmomente im Leben, es geht darum, trotz oder gerade wegen des unvermeidlichen Schmerzes Glück zu erlangen. Das heißt sicher nicht, die Glücksmomente zu ignorieren, sie können wahrgenommen und genossen werden. Aber ein Festhalten oder immer wieder Erreichen wollen, führen zwangsläufig zu Leid und Unglück.
Und alle Zeit, die nicht mit dem Herzen wahrgenommen wird, ist so verloren, wie die Farbe des Regenbogen für einen Blinden oder das Lied eines Vogels für einen Tauben.
Momo, Michael Ende, 1973
Es gibt nur eine falsche Sicht:
Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige.
Nagarjuna
Ungesunde Gedanken können uns in die Vergangenheit ketten. Sie entstehen als vipaka, das Ergebnis des vergangenen Karmas, das wir nicht ändern können. Wir können jedoch unsere zerstörerischen Gedanken in der Gegenwart verändern. Durch Achtsamkeitstraining können wir sie als in der Vergangenheit gelernte schlechte Gewohnheiten erkennen. Dann unternehmen wir den nächsten wichtigen Schritt. Wir können entdecken, wie diese zwanghaften Gedanken unsere Trauer, Unsicherheit und Einsamkeit überdecken. Dieses Leiden muss mit Mitgefühl erfüllt werden. Durch das allmähliche Lernen, diese zugrundeliegenden Energien zu akzeptieren, können wir ihren Einfluss reduzieren.
Aber auch wenn sie ihre Quelle kennen und sie mit Mitgefühl fühlen, reicht es nicht aus, die schwierigsten Muster zu verändern. Wir müssen sie ersetzen. Dies ist das Vorgehen zur Schaffung gesünderen Karmas. Das Ersetzen der Gedanken kann eine Herausforderung sein, denn wir sind loyal zu unseren Geschichten. Sie werden unsere Identität. In dem Moment, wenn die zerstörerischen Geschichten die wir uns erzählt haben zusammenbrechen, kann es schwierig für uns werden. Wir können uns besorgt, zweifelnd, eingeengt oder ängstlich vor dem Unbekannten fühlen.
Manchmal müssen wir uns von ihrer Macht und ihrem schlechten Rat lösen. Aber unter den destruktiven Gedanken ist ein Teil von uns, der bereits weiß, dass die Gedanken nicht wahr, nicht gültig, nicht lebendig sind. Und mit einem Freigeben der alten Geschichten, dämmert eine neue Perspektive. Angst kann sich in Präsenz und Erregung verwandeln. Verwirrung kann sich zu Neugier entwickeln. Unsicherheit kann ein Tor des Erstaunens werden. Und Unwürdigkeit kann uns zur Erhabenheit führen.
(aus Jack Kornfield: Das weise Herz)
Der offene Meditationskreis in Kirschhausen freut sich auf weitere Teilnehmer die einfach mal das Erlebnis einer gemeinsamen Meditationsrunde genießen möchten. Um es mit Thich Nhat Hanhs Worten zu sagen:
„Wenn Sie mit anderen sitzen, gehen und arbeiten vervielfältigt sich diese Energie und Sie schaffen gemeinsam eine machtvolle kollektive Achtsamkeitsenergie für Ihre eigene Heilung und die Heilung der Welt. Die Welt braucht diese essentielle spirituelle Nahrung.“
dabei aber Schaden an seiner Seele nimmt (Mk 8, 36)
Meditation bedeutet etwas vollkommene Aufmerksamkeit zu schenken. Es bedeutet nicht vor dem Leben davon zu laufen, sondern ist vielmehr eine Gelegenheit uns und unsere gegenwärtige Situation auf tiefe Weise zu betrachten. Meditation hat zwei Aspekte.
Der Erste ist das Innehalten, auf Sanskrit shamatha. Wir rennen unser ganzes Leben lang und jagen irgendwelchen Vorstellungen von Glück hinterher. Innehalten bedeutet damit aufzuhören. Wir kommen nach Hause in den gegenwärtigen Moment in dem uns das Leben zur Verfügung steht.
Der zweite Aspekt der Meditation ist tiefes Schauen, auf Sanskrit vipassana, um die wahre Natur der Dinge zu erkennen. Verstehen ist ein großes Geschenk, das tägliche Leben achtsam zu führen ist ebenfalls ein großes Geschenk und es ist gleichzeitig Meditationspraxis.
Frei nach Thich Nhat Hanh