Im Hier und Jetzt

Ich bin überzeugt, dass das „Jetzt“ die einzige Zeit ist in der wir leben. Ich glaube auch, dass viel Leiden daher rührt, dass wir in Gedanken in der Zukunft oder in der Vergangenheit verweilen. Allerdings frage ich mich auch, wie kann ich nur im „Hier und Jetzt“ sein und trotzdem meinen Alltag bewältigen. Ich habe die Notwendigkeit ihn zu planen und denke auch, dass es wichtig ist aus der Vergangenheit zu lernen. Wie soll das also gehen?

Ich denke, dass wir alle drei Zeiten brauchen:

  • Die Vergangenheit, aus der wir lernen und verstehen.
  • Die Gegenwart, in der wir sind.
  • Die Zukunft, auf die wir uns vorbereiten.

 

Aber der Bezug für die Zeiten muss immer die Gegenwart sein. Solange ich mir bewusst bin, dass nur das „Jetzt“ real ist, ist alles gut. Ich sollte Gedankenketten, die die verschiedenen Optionen der Zukunft aneinanderreihen und daraus Gefühle und sogar Handlungen entstehen lassen (siehe Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, „Die Geschichte mit dem Hammer“) vermeiden. Genauso sollten Überlegungen, nach dem Motte, „was wäre wenn das oder jenes gewesen wäre“, vermeiden. Alles in der Zukunft ist nur eine Option, eine Möglichkeit und nicht sicher und die Vergangenheit ist vorüber, beide Zeiten stehen aber in Bezug zur Gegenwart. So kann der Umgang mit den Zeiten erfolgen, ohne das „Jetzt“ zu verlassen.

Eckhart Tolle unterscheidet zwischen der „Uhr-Zeit“ die für die praktischen Aspekte des Lebens notwendig ist und die „psychologische Zeit“, die aus Identifikation mit der Vergangenheit und ununterbrochener zwanghafter Projektion in die Zukunft besteht.

Überfluss-Mentalität 

In unserer Gesellschaft überwiegt immer mehr das Gefühl des Neids und der Missgunst. Mein Gefühl ist, dass es sich um ein strukturelles Phänomen handelt. Es existieren viele Bereiche in denen aussortiert wird und Konkurrenz gefördert wird. Schon in früher Kindheit und als Jugendliche wachsen Menschen so auf. Durch diese Strukturen wird sichergestellt, dass die Menschen immer versuchen mehr zu sein oder mehr zu haben als andere. Das empfinde ich als falsche Entwicklung, weil so die Solidarität in der Gesellschaft immer mehr abnimmt. 

Also versuche ich, wenn ich merke,  dass ich auf jemanden neidisch bin, mich für sein Glück zu freuen. Dabei hilft mir das Wissen, dass genug für alle da ist. Denn ich lebe mit einer Überfluss-Mentalität. Eine Mangel-Mentalität schafft ein Klima von Angst und Misstrauen. Eine Überfluss Mentalität schafft ein Klima von Vertauen und Solidarität. 

Wichtig: Überfluss bedeutet aber nicht, dass man mit Ressourcen verschwenderisch umgehen kann, es geht nicht um Gedankenlosigkeit und Verschwendung.

Was wir sehen ist nicht was wir sehen, sondern was wir sind

Dieses Zitat des portugiesischen Schriftstellers Fernando Pessoa drückt für mich aus, wie wir Menschen wahrnehmen, wie wir die Welt um uns herum sehen. 

Das was wir wahrnehmen ist kein passives Abbild dessen was da draußen in der Welt ist, sondern es ist eine aktive Selektionsleistung. Nicht nur auf der Wahrnehmungsebene, wir versehen die Wahrnehmung auch noch mit Sinn, indem wir Kausalität konstruieren.
Es handelt sich dabei also um ein aktives Zusammenbasteln von Realität. Wo immer wir etwas wahrnehmen lassen wir etwas weg, wir bringen etwas in den Vordergrund und nehmen den Hintergrund nicht wichtig. Jeder macht das nach seinen eigenen Werten und Bewertungen. Es geht um die Fokussierung der Aufmerksamkeit nach unseren Erfahrungen, Erwartungen und Prägungen. Wir müssen also unsere eigenen Wahrnehmungen hinterfragen und bewusst beobachten.

„In dir ist die ganze Welt und sonst gibt es keine.“ (Zen)

Lebensskript und Prägung

Alle Menschen werden von inneren Lebensskripten und Prägungen aus ihrer Kindheit in ihrem Leben beeinflusst oder sogar gesteuert. Das ist von der modernen Psychologie bestätigt. 

Leider sind sich die Menschen dieser Tatsache in der Regel nicht bewusst und beschäftigen sich damit nicht. Schade, denn darin liegt viel Potenzial für eine bessere Welt. 

Ganz da sein 

Meditation kann helfen ganz mit sich und der Umgebung verbunden zu sein. Verbunden sein heißt mit allen Sinnen da zu sein. Sie sind geschärft und ganz bei der jetzigen Situation. Damit schafft man Verständnis für sich, die anderen und die Dinge um einen herum. Sinne sind Fühlen, Hören, Sehen, Riechen und Schmecken, aber es gehört auch die Wahrnehmung des Jetzt über die Intuition dazu. Damit wird alles plötzlich klar, so, als ob man eine Brille aufsetzt und nichts mehr verschwommen ist. 

In der Meditation übt man und im Alltag wird das Gelernte umgesetzt. 

Vertrauen 

Ich möchte darauf vertrauen, dass es so wie es ist, so ist wie es sein soll. Und es soll so sein, weil ich so die Erfahrungen machen kann, die ich für mein Wachstum und für meine Entwicklung benötige. Ich selbst bestimme damit das Tempo und die Richtung. Häufig geschieht das unbewusst, aber mit Achtsamkeit habe ich die Möglichkeit Bewusstheit dafür zu entwickeln. So kann ich dann auch Vertrauen in das Leben und seine Facetten haben. 

Gedanken

Aufgrund meiner Meditationspraxis, wird mir immer mehr bewusst, wie sehr Gedanken in meinem Geist herumschwirren und mich beschäftigt halten. Diese Gedanken scheinen sich immer wieder selbstständig zu machen, können dann bei Bewusstwerdung aber wieder eingefangen werden und dann bin ich offen für die Nächsten.

Zeit 

Zeit ist etwas wertvolles für mich und vermutlich auch für die meisten Menschen. Jede Sekunde ist einmalig und wenn sie vergangen ist, ist sie auch unwiederbringlich vergangen. Außerdem weiß ich nicht, wieviel Zeit mir noch bleibt, es kann jeden Moment soweit sein und ich verabschiede mich aus diesem Leben. 

Ich denke diese zwei Faktoren sind dafür verantwortlich, dass ich das Gefühl habe, jede Sekunde auch nützlich und sinnvoll zu gestalten. Ich möchte aber nicht vergessen, dass Zeit für das Beobachten meiner Wahrnehmungen und Gefühle nützlich und sinnvoll sind. Ich möchte mir also auch Zeit für mich nehmen und mich nicht nur auf aktives Handeln fokussieren. 

Umfriedung 

Ich kam heute mit dem Begriff „Umfriedung“ in Kontakt. Ich empfinde das als ein wunderbaren Begriff für Grenze, im Sinne von Grenzen setzen. Innerhalb meiner Umfriedung bin ich verantwortlich für die Gedanken und Gefühle. Nur die Personen und Situationen haben Zugang, die ich zulasse. Aber der Frieden innerhalb meiner Grenzen bleibt meine Verantwortung.