Meditation ist Training

Meditation ist Training für den Alltag. Man trainiert die Gedanken wahrzunehmen, sich deren Wirkung bewusst zu werden und sich wieder in das Hier und Jetzt zurückzuholen. Dazu ist Disziplin, Ausdauer und sich immer wieder selbst zu motivieren notwendig. Am Ende wird man aber mit einem glücklichen Leben belohnt.

Das ist so wie früher im Sporttraining, die die unter der Woche im Training waren, durften am Wochenende auch mitspielen.

Schattenarbeit

Als unsere Schatten wird das bezeichnet, was wir nicht an uns mögen oder verdrängen. Meistens erkennen wir unseren eigenen Schatten daran, dass wir diese Eigenschaften an anderen energisch und vehement an anderen kritisieren und ablehnen. Es ist derjenige Persönlichkeitsanteil, den wir vor uns zu verbergen suchen. Unsere Schatten entstehen, wenn eine Eigenschaft, Vorliebe oder Verhaltensweise bei unserer Umwelt auf Ablehnung stößt oder wir eine Ablehnung befürchten und wenn wir den Schmerz, den dies auslöst nicht ertragen können.

Im Schatten sind  frühkindliche Prägungen und nicht gelebte Persönlichkeitsanteile (abgelehnte und abgespaltene Erfahrungen, abgewehrte Triebe) versammelt. Viele unserer ungenutzten Ressourcen schlummern im Schatten, es lohnt sich also genau hinzuschauen. Carl Gustav Jung unterscheidet das Ich vom Selbst. Das Ich vertritt die bewussten Anteile, das Selbst die gesamte Psyche, also auch die unbewussten Schattenanteile.

Das Bewusstwerden unserer Schatten ist also für unsere Ganzwerdung notwendig.

Loslassen von Geistesgiften

Ärger, Eifersucht, Missgunst, usw. sind Geistesgifte die Leiden für uns selbst und andere verursachen. Doch wie kann man sie loslassen. Um das zu verstehen hilft mir ein Bild:

Ein Glas Wasser kann nicht gleichzeitig kalt und heiß sein

Das bedeutet für mich, hilfreiche Gedanken zu etablieren, dann haben Leiden schaffende Gedanken keinen Platz mehr. Innere Stärke, Mitgefühl, Altroismus, Liebe, usw. verdrängen Geistesgifte. Dieser Vorgang muss bewusst erfolgen und Achtsamkeit unterstützt diesen Verdrängungsvorgang. 

Meditation ist der Schlüssel zu diesem Glück. 

Achtsamkeit als Gegenpol zur beschleunigten Gesellschaft

Wir tendieren in unserer Gesellschaft dazu, unseren Alltag in kurze Zeit Intervalle aufzuteilen und wahrzunehmen. Daraus resultiert aber die Gefahr, dass uns das große Ganze verloren geht. Es erwachsen kulturelle, pädagogische, medizinische und neurophysiologische Probleme die uns überall begegnen. Als Gegenpol zu diesem beschleunigten Leben hilft eine Kultur der Langsamkeit. Eine Kultur, die ein anderes Zeitmaß in unseren Alltag bringen kann. Das Smartphone ist das Gaspedal für die Beschleunigung, aber die Bremse fehlt uns. Das ist aber etwas das wir schon häufig erfahren haben, nur Beschleunigung vertragen wir nicht.

Die Achtsamkeit kann dieser dringend benötigte Gegenpol, die Bremse, sein.

Ausdauer und Disziplin 

Nachdem ich wieder eine Phase beim Meditieren hatte, in der es mir schwer fiel mich auf meinen Atem zu konzentrieren, hat sich plötzlich ein neues Tor für mich geöffnet. Ich konnte auf einmal meinen Geist viel klarer auf das Jetzt fokussieren, ich habe Geräusche ganz klar wahrgenommen sie haben mich aber nicht beeinflusst, es war einfach nur hören ohne Bewerten oder Benennung. Ich konnte mein Kissen fühlen, so wie es war. Und das alles bei totaler Entspannung. Es war so, als hätte ich eine Brille auf oder würde ein Hörgerät nutzen 

Ich werde auch wieder andere Erfahrungen machen, aber es Ausdauer und Disziplin zahlen sich aus.

Anhaftung ist eine Ursache des Leidens

Die vier edlen Wahrheiten im Buddhismus lauten:

  1. Alles bedingte ist Leid.
  2. Leid hat eine Ursache.
  3. Es gibt ein Ende des Leids.
  4. Es gibt einen Weg zum Beenden des Leids.

 

Wenn man an Angenehmen anhaftet, entsteht Leid. Es bedeutet aber nicht, dass man das Gute nicht genießen sollte. Es bedeutet lediglich, dass wenn das Gute zu Ende ist, man es loslässt. Damit ist Anhaftung genauso zu vermeiden wie Abneigung.

Kreisende Gedanken trotz Meditation 

Aktuell habe ich beruflich eine herausfordernde Phase und das merke ich auch bei meiner regelmäßigen Meditation. Meine Gedanken kreisen während der Meditarion um aktuelle Aufgabenstellungen und es fällt mir schwer diese wieder loszulassen. Manchmal bin ich dann enttäuscht von mir selbst, weil ich aufgrund meiner Erfahrung denke, weiter zu sein und mich von meinen Gedanke so bestimmen zu lassen. Mir helfen dann die Worte von Franz von Sales:

„Wenn dein Herz wandert oder leidet, bring es behutsam an seinen Platz zurück und versetze es sanft in die Gegenwart Gottes.

Und selbst dann, wenn du nichts getan hast in deinem Leben, außer dein Herz zurückzubringen und wieder in die Gegenwart Gottes zu versetzen – obwohl es jedesmal wieder fortlief, wenn du es zurückgeholt hattest -, dann hat sich dein Leben wohl erfüllt.“

Also schon das Zurückholen der Gedanken und das Gewahrnehmen des Kreisens ist es wert weiter zu die Meditation zu praktizieren.

Spannungsfeld

Ich fühle mich manchmal in einem Spannungsfeld, zwischen dem Wissen einen göttlichen (oder auch unsterblichen) Anteil zu haben und der Bewältigung meines ganz profanen Alltags. Wie soll das zusammen gehen, die Betreuung der Kinder sicherzustellen, im Job zu funktionieren und ein geistiges, energetisches Wesen zu sein?

Dann erinnere ich mich, dass es kein Widerspruch sein muss. Ich kann beides integrieren, beide Aspekte haben ihre Daseinsberechtigung und sind nur Seiten der selben Medaille, nämlich unseres Daseins. Verbunden sind beide Teile über meine Einstellung und meine Werte. Sobald ich mir diese Wahrheit bewusst mache, verschwindet die Spannung und ich fühle mich wieder frei. 

Der kleine Kolibri sein

Wenn ich denke, das hat doch alles keinen Sinn, alleine in einer scheinbar aussichtslosen Situation, als Don Quichotte gegen Windmühlen kämpfen, dann rufe ich mir die Geschichte des kleinen Kolibris in den Sinn. Die Geschichte ist ein altes Indianer Märchen, z.B. erzählt von Pierre Rabhi aus „L’Humanité face à son devenir“.

« Eines Tages gab es einen großen Waldbrand. Fassungslos und entsetzt, sahen alle Tiere die Katastrophe, unfähig etwas dagegen zu unternehmen. Nur der kleine Kolibri schwirrte herum, holte ein paar Tropfen Wasser mit seinem Schnabel um damit das Feuer zu löschen.

Nach einer Weile sagte das Gürteltier, irritiert von diesen rührenden Versuchen: „Kolibri! Bist du verrückt? Glaubst Du tatsächlich, dass Du gegen dieses Feuer mit ein paar Tropfen Wasser ankämpfen kannst?“ „Ich weiß“, antwortete der Kolibri, „aber ich versuche es dennoch und leiste so meinen Beitrag.“ »

Der Kolibri wartet nicht darauf, das andere Tiere etwas unternehmen, er zeigt Initiative. Er diskutiert nicht mit anderen wer mehr oder wer weniger unternimmt, er nimmt die Aufgabe an und leistet seinen Beitrag. Er lässt sich auch nicht entmutigen.

Ich will mich daran erinnern, dass auch der kleinste Beitrag Wirkung zeigen kann und nur weil andere nichts unternehmen, ich das nicht als Ausrede nutzen möchte.

Ich kann der Funken sein, der das Feuer überspringen lässt, ich kann der Wassertropfen sein, der das Fass zum überlaufen lässt und ich kann das Zwinkern sein, das zwei Menschen sich verlieben lässt.